Zu Besuch bei der Regionalpolizei Lenzburg

Sie setzen sich täglich für Ordnung und Sicherheit ein: die Polizistinnen und Polizisten der Regionalpolizei Lenzburg. Kommandant Ferdinand Bürgi gibt Einblicke in den Polizeialltag und erklärt, warum ihn seine Arbeit allen schwierigen Momenten zum Trotz begeistert. 

Zu Besuch bei der Regionalpolizei Lenzburg
Ferdinand Bürgi Kommandant Regionalpolizei Lenzburg

Welcher Mythos über die Polizei sollte endlich aus der Welt geschafft werden?

Ferdinand Bürgi: Polizeieinsätze in Spielfilmen oder Serien wie Kommissar Rex und Tatort vermitteln leider ein Bild, das nicht der Wirklichkeit entspricht. Im Film ist der Angreifer nach einem Schuss sofort wehrlos und sinkt zu Boden. Auch Messerangriffe werden verharmlost. In der Realität besteht bei einer solchen Attacke für den angegriffenen Polizisten Lebensgefahr, sodass er entschlossen reagieren muss – oft mit der Schusswaffe. Doch dem Täter das Messer aus der Hand zu schiessen, funktioniert nur im Film.

Mit welcher Philosophie führen Sie die Regionalpolizei Lenzburg?

Mit der Philosophie «Gemeinsam sind wir stark». Obwohl wir hierarchisch strukturiert sind, herrscht ein kollegialer Führungsstil. Unsere Grundwerte wie Achtsamkeit, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Disziplin, Freude und Leistung baue ich in die Führung ein. Für mich ist klar: Gute Führung basiert auf Werten und Ethik. Ich versuche, ein Vorbild und ein guter Zuhörer zu sein.

Welche Leistungen fürs Gemeinwohl erbringt Ihr Polizeiteam?

Unser Grundauftrag lautet, für Ruhe, Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Das umfasst ein breites Spektrum und reicht von der angefahrenen Katze über die Ruhestörung bis hin zur Geiselnahme. Zusätzlich sind wir verpflichtet, Aufträge externer Behörden anzunehmen. Dazu zählt unter anderem, Autoschilder einzuziehen, Dokumente von Betreibungsämtern zuzustellen oder Personen offiziell über eine Anzeige gegen sie zu informieren.

Gibt es in der Region Lenzburg Delikte, die in den letzten Jahren häufiger oder seltener geworden sind?

Die Cyberkriminalität hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Bei der Regionalpolizei spüren wir die Auswirkungen davon vor allem im Bereich der Jugendprävention. Wir versuchen, die Jugendlichen bereits ab der fünften Klasse durch Vorträge für Cyberkriminalität, Sexting oder Mobbing zu sensibilisieren. Ebenfalls  häufiger geworden sind unter anderem Jugendkriminalität, häusliche Gewalt, Sachbeschädigungen und Ruhestörungen. Allerdings hat auch die Bevölkerung zugenommen, was die höhere Zahl von Delikten zumindest teilweise erklärt. Im Laufe der Jahre abgenommen hat – leider mit Ausnahme dieses Jahres – die Anzahl Verkehrstoter. Die Strassen sind sicherer geworden.

Oft heisst es, der Umgangston in der Bevölkerung sei rauer geworden. Nehmen Sie dies bei Ihrer Arbeit wahr?

Ja. Empathie, Toleranz und Akzeptanz sind Eigenschaften, die besonders während der Pandemie auf einem harten Prüfstand waren. Das Motto «Leben und leben lassen» wird zwar oft erwähnt, aber nicht zwangsläufig gelebt. Seit Corona sind einige Leute an den Rand ihrer Belastungsfähigkeit gekommen. Sie reagieren dünnhäutiger auf Ereignisse und verhalten sich dann so, dass wir einschreiten müssen. 

Welches sind die schönen Seiten am Polizeiberuf?

Die schönsten Momente für uns sind jene, in denen wir den Leuten helfen können, ein Merci hören und die Dankbarkeit auch in den Augen der Menschen sehen – besonders, wenn Kinder involviert sind. Als Polizeikommandant bin ich täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Das macht meine Arbeit sehr interessant und abwechslungsreich.