Grossprojekt Bahnhofausbau: Platz da!

Der Bahnhof Lenzburg braucht mehr Platz. Für den Ausbau müssen bestehende Werkleitungen weichen, unter anderem ein Teil einer Trinkwasser-Transportleitung – eine Hauptschlagader der Wasserversorgung. Für die SWL-Fachleute ist das wie eine Operation am offenen Herzen.

Grossprojekt Bahnhofausbau: Platz da!

Darauf haben vielen Pendlerinnen und Pendler aus der Region sehnlichst gewartet: Der Bahnhof Lenzburg wird ausgebaut. Er ist für die steigende Zahl von Reisenden schlicht zu eng geworden und entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Unter anderem bezüglich Barrierefreiheit: Menschen mit Behinderungen stossen hier auf Hürden.

Mit dem neuen Bahnhof werden die Engpässe und Barrieren beseitigt. Das Ausbauprojekt umfasst breitere, höhere und längere Perrons, eine vergrösserte und eine zusätzliche Personenunterführung sowie ein neues Aufnahmegebäude. Ebenfalls wird die Seetalbahn in das Gleisfeld integriert. So erhalten die Reisenden mehr Platz und einen leichteren Zugang zu den Zügen. Gleichzeitig wird der Bahnhofplatz aufgewertet. Mehr noch: Die Stadt Lenzburg nutzt die grossen Veränderungen als Chance und Impuls, um das südliche Bahnhofsgebiet zu einem modernen Quartier umzugestalten.

Werkleitungen im Weg

Die Planungsarbeiten für das Grossprojekt haben schon vor mehreren Jahren begonnen. Thomas Kleiner, Leiter Planung und Bau der SWL Energie AG, ist seit Beginn dabei: «Als die SBB ihren zusätzlichen Platzbedarf anmeldete, stellten sich für uns wichtige Fragen: Können unsere bestehenden Werkleitungen im Untergrund bleiben? Oder müssen wir sie umlegen – und wenn ja, bis wann? Welche Werkleitungen werden im Zuge des Projekts saniert? Und wie können die geplanten Bauten erschlossen werden?»

Rasch zeigte sich: Eine Trinkwasser-Transportleitung mit grossem Durchmesser verläuft entlang des Bahntrassees, unterquert die Gleise und steht den geplanten neuen Bahnanlagen im Weg. Sie muss auf einer langen Strecke umgelegt werden. «Daraufhin prüften wir, welches der optimale Verlauf der neuen Leitung ist», so Thomas Kleiner. «Bei einer solchen Planung geht es einerseits um die technische Machbarkeit, weil eine solche Leitung viel Platz braucht. Andererseits achten wir im Interesse unserer Kundschaft auch auf die Wirtschaftlichkeit. Denn jeder zusätzliche Meter Baustelle kostet.»

Zusätzlich zur Wassertransportleitung ersetzt die SWL Energie AG im Rahmen des Projekts auch Stromleitungen, Glasfaserleitungen, die Strassenbeleuchtung sowie Teile einer Hochdruck-Gasleitung und Wasserversorgungsleitungen. Liegenschaften müssen während des Baus teilweise provisorisch versorgt werden. Insgesamt verlegen die SWL-Fachleute mehr als zwei Kilometer neue Werkleitungen auf öffentlichem Grund. Darüber hinaus haben sie auch bereits die Wärmeversorgung des neuen Bahnhofsquartiers im Blick und planen genügend Platz für künftige Fernwärmeleitungen ein.

Knochenarbeit für Planung und Koordination

Als langjähriger Projektleiter hat Thomas Kleiner schon manches Grossprojekt in Lenzburg begleitet, zuletzt etwa den Knoten Neuhof in Lenzburg. «Die  Herausforderungen bei solchen Projekten sind immer die gleichen: Es gilt, viele Interessen in Einklang zu bringen. Das ist Knochenarbeit – und die beginnt nicht erst mit den eigentlichen Bauarbeiten, sondern bereits bei der Planung und Koordination.»

Worauf kommt es dabei an? «Wir Projektleiter funktionieren als Koordinationsstellen und Ansprechpartner für viele interne und externe Fachpersonen. Entscheidend ist deshalb vernetztes Denken. Und auch die Erfahrung erleichtert uns die Aufgabe.»

Arbeiten an der Hauptschlagader

Wenn die SWL-Fachleute wie bei diesem Projekt eine TrinkwasserTransportleitung umlegen müssen, ist eine besonders präzise Planung gefragt. «Weil es sich um eine Hauptschlagader der Wasserversorgung handelt, können wir sie nicht einfach ausser Betrieb nehmen und ersetzen.» Für die Profis ist das wie eine Operation am offenen Herzen: Die bestehende Transportleitung muss während der Bauarbeiten in Betrieb bleiben. Erst wenn sie mit dem neuen Leitungsteil verbunden ist, lassen sich die Abschnitte, die beim Ausbau des Bahnhofs im Weg wären, stilllegen und entfernen.

Der Leitungsbau selbst ist für das eingespielte SWL-Team Routine. Mit einer Ausnahme: Auch die neue Transportleitung unterquert die Gleise der SBB. Dies erfordert eine sogenannte Unterstossung. Dabei ziehen die Bauprofis Stahlrohre für die Wasserleitung und die Stromleitungen unter den Gleisen hindurch – kein alltägliches Unterfangen.

Nach dem Projekt ist vor dem Projekt

Noch ist es für die SWL-Fachleute nicht so weit. Im Jahr 2023 haben aber bereits die ersten Leitungsumlegungen begonnen. «Wir liegen gut im Zeitplan», sagt Thomas Kleiner. «Ende 2026 wird die alte Trinkwasser-Transportleitung entfernt sein. Damit enden unsere wichtigsten Vorbereitungsarbeiten und das eigentliche Bauprojekt für den Bahnhof kann beginnen.»

Auch in diesem Projekt sind die Netzprofis der SWL Energie AG wieder mit von der Partie. Dann gilt es, den neuen Bahnhof und das Bahnhofsquartier schrittweise mit Werkleitungen zu erschliessen. «Diese Arbeiten werden uns noch bis weit in die 2030er-Jahre hinein beschäftigen.»